Bewegung und Krebs - Dr. Peter Wright
16.11.2015
Am 16. November 2015 zwischen 17 und 18 Uhr findet unsere Experten-Sprechstunde mit Dr. Peter Wright zum Thema "Bewegung und Krebs" statt.
16.11.2015
Am 16. November 2015 zwischen 17 und 18 Uhr findet unsere Experten-Sprechstunde mit Dr. Peter Wright zum Thema "Bewegung und Krebs" statt.
Kommentare
Jürgen fragt:
Hilft Sport bzw. regelmäßige Bewegung bei Krebs generell bzw. allen Formen von Krebs?
Dr. Peter Wright antwortet:
Allgemein kann lässt sich schon sagen, dass körperliche Aktivität und auch Sport günstig bei fast allen Krebsformen ist. Allerdings ist hier die Studienlage nicht für alle Krebsarten gleich gut. EIndeutig ist es für Brustkrebs, Prostatakarzinom, Darmkrebs und auch recht gut gesichert für Lungenkrebs. Im Zweifelsfall müssten Sie Ihren behandelnden Arzt fragen. Mit körperlicher Aktivität wie Spaziergängen oder Wandern machen Sie aber auf jeden Fall nichts falsch. In den meisten Fällen ist ein strukturiertes körperliches Training (Sport) auch günstig oder sogar notwendig. Das hängt aber auch vom individuellen Krankheitsverlauf ab.
Manfred fragt:
Ich bekomme gerade Chemotherapie und es wurde mir geraten, mich in den Pausen dazwischen möglichst zu bewegen bzw. Fahrradergometer zu fahren, aber wie kann das sein, wenn ich mich so erschöpft fühle?
Dr. Peter Wright antwortet:
Die Empfehlung ist absolut richtig, aber ich verstehe, dass Sie erstmal verwndert sind, so wie Sie sich wahrscheinlich momentan fühlen. Der Hintergrund ist folgender - es gibt zahlreiche Studien die belegen, dass durch die Bewegung die Nebenwirungen der medikamentösen Therapien, z.B. der Chemotherapie, reduziert werden. Das bedeutet also, dass die Verträglichkeit verbessert wird. Ebenso hat die Bewegung einen positiven Einfluss auf das sog. Fatigue-Syndrom, d.h. der tiefe und langanhaltende Erschöpfungszustand. Ebenso werden negative Effekte der Bettruhe und der diversen Therapien günstig beeinflusst, wie beispielsweise der Muskelabbau die negativen Effekte auf das Gehirn etc. Wobei zu letzterem die Studienlage noch nicht eindeutig ist. Es gibt darüberhinaus och viele andere allgemeine Gesundheitsgründe weshalb Bewegung bei solch aggressiven Therapien günstig ist - u.a. betrifft das auch eine evtl. auftretende Depressionssymptomatik. Das hängt mit entsprechenden hormonellen Reaktion auf die Bewegung zusammen. Es kommt natürlich auch wie bei einemm Medikament auf die Dosis an, d.h. wie häufig mit wlecher Intensität.
Sie werden auch feststellen, dass die Tagesform entscheidend ist. Es wird Tage geben, an denen Sie vielleicht wirklich nichts machen können und sollten und dann wieder welche, an denen es besser geht. Auf jeden Fall sollten Sie unbedingt Bewegungsprogramme durchführen - Betonung auf Bewegung und nicht Sport. Hierzu werden Sie aber auch fachkundigen Rat bei Ihren Physiotherapeuten oder Sporttherapeuten erhalten.
Rosa fragt:
Zählt Gartenarbeit auch zu effektiver Bewegung bei Kebs?
Dr. Peter Wright antwortet:
Gartenarbeit ist sicherlich eine Bewegungsform, die auch anstrengend sein kann. Allerdings ist es nicht zwingend eine adäquate bzw. effektive Bewegungsart spezifisch für Krebs, sondern vielmehr fällt es unter körperliche Aktivität. Zur körperlichen Aktivität gibt es auch zahlriche Untersuchungen in Verbindung mit Krebs, insbesondere Mammakarzinom und auch Prostata, die zeigen dass viel allg. Bewegung und eine gute Fitness sich positiv auf ein Erkrankungsrisiko bzw. die Überlebenswahrscheinlichkeit auswirken.
Das bedeutet je mehr Bewegung, um so besser - auch Gartenarbeit. Jedoch ersetzt dies kein strukturiertes körperliches Training, d.h. Sie sollten versuchen mindestens 3x wöchentlich, entweder unter Anleitung in der Gruppe oder allein, sportlich aktiv zu sein. Hier sind besonders Ausdauertraining und Krafttraining wichtig.
Die allg. Empfehlungen, sind übrigens 5x wöchentlich mindestens 30-60 Minuten.
Steffen fragt:
Ab wann darf man wieder Sport treiben?
Dr. Peter Wright antwortet:
Die Frage ab wann man als Krebspatient wiedre Sport treiben kann ist schwer, mit einer allgemein gültigen Antwort, zu beantworten, ohne Hintergrundinformationen zu haben. Hier spielt die Krebsart und evtl. chirurgische Eingriffe wie auch andere Therapien eine wichtige Rolle. Außerdem beinhaltet der Begriff SPORT natürlich auch ein breites Spektrum vom Rehasport, Gesundheitssport bis zum Wettkampfsport. Ich versuche hier aber eine für Sie, hoffentlich nützliche Antwort zu geben.
Grundsätzlich fängt man in vielen Kliniken schon während der Chemotherapie bzw. den Chemofreien Intervallen mit Bewegunsgprogrammen an, da es hier den wissenschaftlichen Nachweis über den Nutzen einer solchen Intervetion gibt - z.B. bessere Verträglichkeit der Chemotherapie, weniger abbauende Effekte der diversen Therapien bzw. einen besseren Erhalt der körperlichen Belastbarkeit. Dies sind meist Ergometertraining oder andere leichtere Belastungsformen.
Man sollte dann im Anschluss eines Aufenthalts in der Reha-Klinik (meist 3-4 Wo.), relativ zeitnah mit spezifischen Bewegungs- und Sportangeboten am Wohnort weitermachen, d.h. Physiotherapie oder Krebssport. Natürlich sollte man zusätzlich noch selbst mehr machen - wie Nordic Walking oder andere Bewegungsformen. Richtiges Sporttreiben, aber ohne Wettkampfintensitäten, sind meist 9-12 Monaten nach Chemotherapie möglich. Hier sollte man aber auf jeden Fall vorher den behandelnden Arzt konsultieren. In einigen Fällen muss man auch bis zu 1,5 - 2 Jahre warten, um mit solchen Umfängen und Intensitäten zu trainieren.
Es gibt hierzu übrigens eine interessante Studie von der Deutschen Sporthochschule Köln (PD Dr. Baumann), die mit Krebspatienten für einen Halbmarathon trainiert haben und diesen als richtigen Wettkampf dann auch durchführten. Hierbei wurden keine negativen immunologischen Effekte festgestellt. Also, Sie sehen es kann durchaus als positiv bewertet werden.
Hartmut fragt:
Ich bin Prostatakrebs-Patient, was sollte ich neben der normalen Kontinenzgymnastik noch machen?
Dr. Peter Wright antwortet:
Grundsätzlich sind Ausdauertraining und allgemeines Krafttraining zu empfehlen - auch durchaus mit Ganzkörperübungen - hier aber auf die entsprechende Technik und Anpsannung der Rumpfmuskulatur achten. Beim Ausdauertraining hängt es von dem Status der individuellen Kontinenz ab. Meist wird am Anfang Liegeergometer empfohlen, bis man dann normales Fahrradergometer fahren kann bzw. auch Radfahren draußen. Bewegunsgformen ohne große Erschütterungen sind am Anfang eher günstiger - hier werden SIe wahrscheinlich auch im Verein oder Fitnessstudio sog. Crosstrainer finden. Zügiges Gehen oder Wlaking bzw. Nordic Walking ist auch empfehlenswert.
Bei entsprechender Kontinenz, ist später vieles möglich und Sie sollten auch ausprobieren was für Sie möglich ist und was Spaß macht - natürlich mit entsprechender vorsicht. Wichtig ist aber zu jedem Zeitpunkt ein Krafttaining. Langfristig kann das ein normales und auch intensiveres Krafttraining sein, unter entsprechender Berücksichtigung von Rumpfübungen und Kontinentübungen. Sie werden erstaunt sein, was alles möglich ist.
Abschließend muss nochmals betont werden, das jedes Training individuell getsaltet werden sollte und vom Krankheits- bzw. Therapieverlauf abhängig ist und am Besten auch erstmal unter Anleitung stattfinden sollte.
Beatrice fragt:
Ich bin Mammakarzinompatientin und habe vor meiner Krebserkrankung immer regelmäßig Sport gemacht und möchte jetzt gern wieder anfangen. Es wurde mir von dem Sporttherapeuten in der Klinik gesagt, dass ich mir eine Krebs-Rehasportgruppe an meinem Wohnort suchen soll, wenn ich wieder zurück bin. Jetzt bin ich mir nicht sicher wie die Formalitäten sind – muss ih das über meinen Hausarzt machen und wenn ja, wird er mir das auch freiwillig verschreiben, wegen des Budgets?
Dr. Peter Wright antwortet:
Es gibt grundsätzlich vier Möglichkeiten eine enstprechende Krebs-Reha-Sportgruppe zu finden:
1. Eine Internetrecherche und dem Stichwort: "Krebssport" oder "Rehasportangebote für Krebspatienten" oder Ähnlichem
2. Auf Empfehlung - Sie fragen eine andere Brustkrebspatientin in Ihrem Bekanntenkreis.
3. Sie wenden sich an Ihre Krankenkasse - dort liegen Listen mit entsprechen Angeboten vor.
4. Sie wenden sich an den jeweiligen Landes-Behindertensportverband oder die Sächsische Krebsgesellschaft.
Nun zu den Formalitäten zur Teilnahme an einem solchen Angebot. Es gibt eine sog. Rehasportverordnung, die von Ihrem Hausarzt ohneweiters ausgestellt werden kann. Das Gute ist, dass dies nicht zulasten des Budgets Ihres Arztes geht. Daher sollte es keinen Grund geben, diese Verordnung nicht zu erhalten. Sie gilt in der Regel für 50-60 Sporteinheiten, kann aber auch verlängert werden und in manchen Fällen bis zu 120 Einheiten betragen.
Mit dieser Verordnung gehen Sie dann zu der Krebssportgruppe bzw. Brustkrebsgruppe Ihrer wahl, geben das Rezept ab und los gehts.
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