Wenn Kritzeln der Seele hilft

Familienorientierte Kunsttherapie für an Krebs erkrankte Kinder. Das bietet das Programm "Hand in Hand" der Uniklinik Leipzig. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Krebshilfe mit 63.000 Euro unterstützt. Jetzt sucht das UKL Familien stationär behandelter Kinder, die teilnehmen möchten.

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Die Diagnose Krebs ist immer ein Schock für das erkrankte Kind und die ganze Familie. Zur Behandlung gehört deshalb häufig eine psychotherapeutische Begleitung. Das Projekt „Hand in Hand“, wie es am Uniklinikum Leipzig für stationär behandelte Patienten entwickelt wurde, setzt auf Kunsttherapie. „Grundsätzlich geht es dabei darum, den Verarbeitungsprozess durch den Ausdruck von Gefühlen zu stärken“, erklärt Professor Dr. Anja Mehnert von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am UKL und Leiterin der Studie. Der spezielle Ansatz in Leipzig: Die Therapie richtet sich an das Kind und die Eltern. Das soll unausgesprochene Ängste auf beiden Seiten zu Tage fördern, die Kommunikation innerhalb der Familie verbessern und letztlich die enormen psychischen Belastungen reduzieren.

„Hand in Hand“ verbindet zwei Ansätze. Nach einer gemeinsamen familientherapeutischen Sitzung geht es zur Kunsttherapie. Kind und Eltern arbeiten gleichzeitig aber getrennt voneinander mit jeweils einer Kunsttherapeutin. „Das ist wichtig“, sagt die Künstlerin und Kunsttherapeutin Marianne Buttstädt, „weil es schon vorkommen kann, dass sich Eltern in das Bild der Kinder einmischen. Zum Beispiel: ‚Du kannst doch keine grüne Sonne malen.‘ Aber der freie Ausdruck ist wichtig.“ Denn auch die grüne Sonne kann etwas bedeuten, weiß Juliana Ortiz, ebenfalls Künstlerin und Kunsttherapeutin, aus ihrer therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Durch das künstlerische Medium schafft man eine Gesprächsbasis“, so die Therapeutinnen.

Kinder gehen in der Regel unbefangen mit künstlerischen Materialien um. Erwachsene, so die Erfahrung, glauben manchmal, es gehe um zeichnerisches Können. „Aber das ist überhaupt keine Voraussetzung“, so Buttstädt. Häufig wird in der Therapie, die von einem Fragenkatalog strukturiert ist, mit einfachen Kritzelübungen begonnen. Es geht darum, das Unterbewusste sichtbar zu machen, um auf konkrete Ängste, Fragen oder Wünsche zu stoßen. Am Schluss werden die Ergebnisse von Kindern und Erwachsenen wieder zusammengeführt. „Es kommt auch vor, dass sich Kinder nicht trauen, alles zu sagen, weil sie ihre Eltern nicht belasten wollen“, sagt Buttstädt. Den Patienten und deren Eltern soll ein behutsames Sich-Öffnen ermöglicht werden.

Ziel der Studie ist es, das Konzept im Stationsalltag zu erproben. Die Akzeptanz und der tatsächliche Entlastungseffekt werden getestet. Die Abteilung für Medizinische Psychologie am UKL arbeitet bei „Hand in Hand“ eng mit der Abteilung für Pädiatrische Onkologie, Hämatologie und Hämostaseologie der Uniklinik und der Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e.V. zusammen. Gefördert wird das über zwei Jahre angelegte Projekt mit 63 000 Euro durch die Deutsche Krebshilfe e.V.. Gesucht werden jetzt Familien von stationär behandelten Kindern, die teilnehmen möchten. Die Kinder sollten mindestens drei Jahre alt sein.

Kontakt: hand-in-hand@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen

Sandra Hasse
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